Kaiser Friedrich II. by C.H.Beck

Kaiser Friedrich II. by C.H.Beck

Autor:C.H.Beck
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783406640513
Herausgeber: C.H.Beck


6 Der thronende Kaiser mit einem Falken: Am Beginn der prachtvoll illustrierten Handschift De arte venandi cum avibus, «Über die Kunst mit Vögeln zu jagen», wird der Kaiser mit einem seiner Lieblinge dargestellt.

Vermutlich wurde der Traktat zwischen 1241 und 1248 verfasst. Leider ist eine Handschrift, die ganz oder teilweise noch zu Lebzeiten des Kaisers geschrieben und gezeichnet wurde, nicht mehr erhalten. Die älteste Überlieferung des kaiserlichen Buches De arte venandi cum avibus ist eine Abschrift, die sich sein Sohn Manfred als König von Sizilien anfertigen ließ. Wahrscheinlich hinterließ der Kaiser selbst nur unfertige Arbeitsexemplare. Überliefert sind uns zwei unvollständige Fassungen: zum einen eine ausführliche Ausgabe in sechs Büchern, die sich unter anderem in Bologna und in Paris erhalten hat, zum anderen eine kürzere Version in zwei Büchern mit einigen Zusätzen, die es in der längeren Fassung nicht gibt. Diese kürzere Version ist heute die berühmtere, weil sie in jenem in der Biblioteca Apostolica Vaticana verwahrten Prachtkodex überliefert ist, der einst Friedrichs Sohn, König Manfred, gehörte. Der Sohn Bianca Lancias war wie sein Vater ein begeisterter Falkner und verfügte über viel Erfahrung auf diesem Gebiet. Er hat für diese Fassung wahrscheinlich die Aufzeichnungen seines Vaters mit eigenen Kommentaren versehen und offensichtliche Lücken schließen lassen. Seine eigenen Erfahrungen flossen als Zusätze, die mit rex Manfredus gekennzeichnet wurden, in den Text ein. Man könnte also bei dieser Fassung von einer Vater-Sohn-Koproduktion sprechen.

Wahrscheinlich ist diese Abschrift in den Jahren 1258 bis 1266 entstanden, doch auch sie blieb unvollendet, wie man aus einer Reihe von nicht mehr kolorierten, aber vorgezeichneten Bildern am Ende der Handschrift sehen kann. Dieses kostbare Manuskript der kürzeren Fassung des Falkenbuchs enthält über neunhundert Einzelszenen, von denen die bekannteste jene sein dürfte, die den Kaiser selbst mit einem Falken zeigt. Gerade die liebevoll gestalteten Miniaturen haben erheblich dazu beigetragen, dass De arte venandi cum avibus mit nicht einmal fünfundzwanzig erhaltenen oder erschließbaren Textzeugnissen berühmter werden konnte als der viel weiter verbreitete Moamin. So erscheint dieses illustrierte Buch Friedrichs wie ein als Edelreis aufgepfropfter Seitenzweig des Moamin, der mit seinen farbenfrohen Blüten alle Aufmerksamkeit vom nährenden Stamm abgelenkt hat.

Friedrichs Buch über die Falkenjagd ist ein beeindruckendes Beispiel für ein neues empirisches Wissenschaftsverständnis, weil sich der Autor als Naturforscher vom ausschließlichen Schriftwissen löste. Die Leistung des Kaisers bestand darin, dem gesammelten Wissen eine Ordnung zu geben, in der die einzelnen Details ihren Platz erhielten. Doch nicht nur das: Die Schrift wirkte im philosophischen Sinne weiter, denn der Traktat war auch eine Anleitung für Werte jenseits allen Geflatters. Die Falknerei nobilitiert nämlich denjenigen, der sie ausübt, weil sie selbst die edelste Jagdart ist, eine intellektuelle und ethische Schulung für die Besten, die das Gemeinwesen tragen. Sie ist Ausbildungsphase und Reifeprozess zugleich. Darüber hinaus ist das Falkenbuch ein Traktat über das Herrschen selbst und über gottgegebene Hierarchien. Die starke Hand, die führt, so lernt man daraus, und deren Führung der daran gewöhnte Untergebene so sehr braucht, egal ob Falke, Bauer oder Edelmann, ist eben die des Kaisers.



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